Wie bei allen anderen Erkrankungen sollte auch bei der erektilen Dysfunktion die Diagnose vor der Therapie stehen. Nur dann können in manchen Fällen die Ursachen bekämpft werden. Zu den möglichen Ursachen zählen auch einige Lebensgewohnheiten, die oft zu Erektionsstörungen führen. In der Leitlinie der europäischen urologischen Gesellschaft zur Diagnostik und Behandlung von männlichen Sexualstörungen wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Behandlung der Ursachen und die Änderung von schädlichen Lebensgewohnheiten bei der Therapie der ED an 1. Stelle stehen sollten (EAU 2018). Auf der Seite “Änderung des Lebensstils” informieren wir über Maßnahmen, die in vielen Fällen zu einer deutlichen Verbesserung der Erektionfähigkeit führen. Wenn die Behandlung der Ursachen und die Umstellung von Lebensgewohnheiten nicht möglich ist oder keinen Erfolg hat, dann ist auch eine symptomatische Behandlung der ED mit den im folgenden beschriebenen Mitteln sinnvoll.
Die folgenden Abschnitte geben einen ersten Überblick über die unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten und verweisen auf Seiten mit weiterführenden Informationen.
Zuvor einige Tipps:
- Besorgen Sie sich keine Medikamente aus zweifelhaften Quellen, die Sie im Internet gefunden haben. Gehen Sie zu Ihrem Apotheker.
- Experimentieren Sie nicht alleine! Die Auswahl der Maßnahmen muss in Zusammenarbeit mit einem Facharzt erfolgen, um mögliche Kontraindikationen zu beachten und die richtige Dosierung bei Medikamenten zu finden.
- Beziehen Sie Ihre Partnerin bei der Auswahl ein, damit sichergestellt ist, dass sie Ihre Wahl akzeptiert.
Orale (durch den Mund einzunehmende) Medikamente
Alle im Folgenden aufgeführten Medikamente sind verschreibungspflichtig.
- Cialis®, Levitra®, Spedra®, Viagra®
Diese Medikamente stellen zweifellos die angenehmste Therapie der erektilen Dysfunktion dar. Sie beruhen alle auf demselben biochemischen Prinzip (PDE-5-Hemmung). Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite “Therapie der erektilen Dysfunktion: PDE-5-Hemmer (Cialis®, Levitra®, Spedra®, Viagra®)”. - Yocon-Glenwood®, Yohimbin “Spiegel”® (Wirkstoff Yohimbin)
Yohimbin wird hauptsächlich bei psychisch bedingten Erektionsstörungen eingesetzt. Im Gegensatz zu Bedarfsmedikamenten wie beispielsweise Viagra®, die vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, wird bei Yohimbin meistens eine regelmäßige Einnahme empfohlen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite “Therapie der erektilen Dysfunktion: Yohimbin”.
Bitte beachten Sie: Diese Medikamente wirken nicht automatisch. Eine Erektion erfolgt nur bei sexueller Stimulierung.
Die Apomorphin-Präparate Ixense® und Uprima® wurden Ende 2004 bzw. Anfang 2005 wegen zu geringer Verkaufszahlen vom Markt genommen. Damit sind jetzt keine ED-Medikamente mit dem Wirkstoff Apomorphin mehr erhältlich. Apomorphin hat die anfänglichen hohen Erwartungen nicht erfüllt.
Lokal anzuwendende Medikamente
Alle im Folgenden aufgeführten Medikamente sind verschreibungspflichtig.
- SKAT = Schwellkörper-Auto-Injektions-Therapie (Caverject®, Viridal®)
Es wird ein Wirkstoff (heute meist Alprostadil) direkt in die Schwellkörper gespritzt. Durch die Verwendung einer sehr dünnen Nadel treten dabei kaum Schmerzen auf. Die Erektion tritt nach ungefähr 10 Minuten ein. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite “Therapie der erektilen Dysfunktion: SKAT”. - MUSE® = Medicated Urethral System for Erection (Hersteller: MEDA Pharma GmbH & Co. KG)
Hier wird der Wirkstoff Alprostadil in Form einer Mini-Tablette mit einem Applikator in die Harnröhre eingeführt. Dadurch wird das für viele Männer gefühlsmäßig so schwierige Spritzen vermieden. Die Wirkung tritt nach 5 bis 10 Minuten ein. Die Erfolgsrate ist geringer als bei der SKAT-Anwendung. Allerdings konnte eine Studie zeigen, dass MUSE bei 58% der Männer, die keine ausreichende Erektion mit SKAT und dem Wirkstoff Alprostadil erreichten, erfolgreich war (Montorsi 2002).
Mechanische Hilfsmittel
- Vakuum-Erektionshilfe (andere Bezeichnungen: Vakuumpumpe, Vakuumsaugpumpe)
Der Penis wird in einen durchsichtigen Plastikzylinder gesteckt, in dem dann mit einer kleinen Hand- oder Elektro-Pumpe ein Unterdruck erzeugt wird. Dadurch fließt Blut in die Schwellkörper. Sobald eine ausreichende Steifheit vorliegt, wird mit einem Penisring der Abfluss des Blutes aus den Schwellkörpern verhindert. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Seite “Therapie der erektilen Dysfunktion: Vakuum-Erektionshilfe (Vakuumpumpe)”. - Penisringe (in jedem Sex-Shop erhältlich)
Ist auf natürlichem Weg noch eine ausreichende anfängliche Erektion möglich, so kann mit einem über den erigierten Penis bis zur Peniswurzel gestreiften Penisring die Erektion erhalten werden.
Penisringe gibt es mit unterschiedlichem Durchmesser. Es muss ein der persönlichen Anatomie entsprechendes Exemplar ausgewählt werden. Penisringe dürfen nicht länger als 30 Minuten getragen werden. Also bitte nicht mit dem Penisring einschlafen!
Hormontherapie
Bei Testosteronmangel kann Testosteron eingenommen (Andriol®), gespritzt, als Pflaster (Androderm®) auf die Haut geklebt oder als Gel (Androtop®, Testogel®) in die Haut eingerieben werden.
Chirurgische Eingriffe
- Gefäßoperationen
(bei mangelhaftem Blutzufluss in die Schwellkörper oder zu schnellem Abfluss) werden heute nur noch in seltenen Fällen ausgeführt, da die Erfolgsrate nicht sehr hoch ist. - Schwellkörper-Implantat
Ein Schwellkörper-Implantat kann in vielen Fällen von schweren Erektionsstörungen helfen. Allerdings werden beim Einsetzen des Implantats große Teile der Schwellkörper zerstört. Die Operation kann nicht mehr rückgängig gemacht werden und sollte daher nur in Frage kommen, wenn alle anderen Mittel entweder nicht in Frage kommen oder versagt haben. Weitere Informationen finden Sie auf unsere Seite “Schwellkörper-Implantate”.
Behandlung psychischer Ursachen
Psychische Faktoren spielen eine große Rolle bei Erektionsproblemen, denn auch eine ursprünglich rein organisch verursachte erektile Dysfunktion führt fast immer zu psychische Problemen wie beispielsweise eine Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls, Versagensangst und Depressionen, die ihrerseits die Erektionsstörung verstärken und aufrecht erhalten können. Um wieder eine befriedigende Sexualität erleben zu können, dürfen diese Probleme nicht ignoriert werden. Allerdings bedarf nicht jedes psychische Problem gleich einer intensiven Psychotherapie. Auf unserer Seite Behandlung der psychischen Ursachen von Erektionsstörungen: Selbsthilfe, Sexualberatung, Sexualtherapie stellen wir Ihnen eine abgestufte Vorgehensweise vor.
Unkonventionelle Therapiemöglichkeiten
Es gibt eine ganze Reihe von weiteren Behandlungsmöglichkeiten. Beispiele sind:
- Beckenbodengymnastik
Mehrere Studien haben die Wirksamkeit von Beckenbodentraining bei Erektionsstörungen belegt. Einzelheiten dazu finden Sie auf unserer Seite “Beckenbodentraining”. - Pflanzliche (“natürliche”) Mittel
Es gibt eine ganze Reihe von Heilpflanzen aus unterschiedlichen Kulturen, denen eine positive Wirkung auf die Potenz nachgesagt wird. Es liegt nahe, dass man durch die Kombination dieser Mittel versucht, eine erhöhte Wirksamkeit zu erreichen. Daher gibt es inzwischen eine fast unüberschaubare Menge von Präparaten, die mit verlockende Aussagen beworben werden. Das Argument, dass es sich um “natürliche” Mittel handelt, steht dabei im Vordergrund und fällt bei vielen Menschen auf fruchtbaren Boden. Einzelheiten dazu finden Sie auf unserer Seite “Pflanzliche Mittel”. - Elektrostimulation der Beckenboden- und Schwellkörper-Muskulatur
- Akupunktur, Homöopathie, Hypnosetherapie, Reiki, …
Da Erektionsstörungen ein erstes, auffälliges Zeichen einer gefährlichen Krankheit sein können, können diese Behandlungsmöglichkeiten keinesfalls einen Arztbesuch ersetzen. Die Wirksamkeit dieser Therapieformen ist deutlich geringer als bei den etablierten Therapien, kann diese aber unterstützen.
Zukünftige Entwicklungen
Auf dem Gebiet der Therapie der ED wird intensiv geforscht. Weitere Medikamente mit bekannten Wirkungsmechanismen wie beispielsweise die PDE5-Hemmung werden bald auf den Markt kommen. Aber auch ganz neue Wege zur Behandlung der ED werden entwickelt. (Burnett 2009, Porst 2010)
Medizinische Fachliteratur
- Burnett, Arthur L (2009):
Erectile Dysfunction Management for the Future.
Journal of Andrology, Volume 30, Issue 4. - EAU (European Association of Urology) (2018):
Guidelines on Male Sexual Dysfunction: Erectile dysfunction and premature ejaculation. - Montorsi F, Salonia A, Zanoni M, Pompa P, Cestari A, Guazzoni G, Barbieri L, Rigatti P (2002):
Current status of local penile therapy.
International Journal of Impotence Research, Volume 14, Suppl 1, S70-81. - Porst, Hartmut (2010):
The Future of Erectile Dysfunction (ED).
Arch. Esp. Urol., Volume 43, Issue 8, Pages 740–747.