Die vielen heute existierenden Hilfsmöglichkeiten können dazu verführen, Erektionsstörungen als Problem des Mannes zu sehen. Das wäre allerdings eine fatale Fehleinschätzung der Situation! Eine Erektionsstörung beeinträchtigt beide Partner und ist deshalb immer ein Partnerschaftsproblem, das nur gemeinsam gelöst werden kann.
Für viele Männer gehört zur Männlichkeit, dass sie ihre Probleme alleine lösen können. Das Gespräch mit der Partnerin ist dann als Möglichkeit zur Problemlösung nicht vorgesehen. Ohne Gespräch sind aber beide Partner auf Phantasien und Vermutungen angewiesen. Speziell bei Potenzstörungen überschätzt der Mann in der Regel die Bedeutung dieses Sachverhalts für die Partnerin bei weitem.
Von Michael Lukas Moeller stammt der Ausspruch: “Was man tabuisiert, kann man nicht gestalten”. Eigentlich ist es aber noch viel schlimmer: Was man tabuisiert, entwickelt seine eigene Dynamik, der man hilflos ausgeliefert ist. Unterdrückter Frust und Ärger stauen sich auf, bis sich irgendwann an einem meist banalen Problem eine unangemessene, heftige Auseinandersetzung entzündet, die aber wegen der unausgesprochenen Probleme nicht als “reinigendes Gewitter” wirken kann. Die Lösung liegt im offenen Gespräch der Partner, im ehrlichen Austausch über Wünsche, Bedürfnisse und auch Grenzen. Jedes Paar muss seine eigene Sexualität entwickeln. Das geht nur über den ehrlichen Austausch: Was fehlt mir? Was tut mir gut? Wie können wir unsere Situation gestalten, dass wir beide zufrieden sind? Diese Kommunikation ist schon für eine Beziehung ohne sexuelle Behinderung wesentlich, in der es beispielsweise darum geht, einen von beiden akzeptierten Umgang mit unterschiedlichen Wünschen in Bezug auf Häufigkeit und Varianten des Verkehrs zu finden. Bei einer sexuellen Behinderung gewinnt das Gespräch noch mehr Bedeutung, weil es wesentlich mehr zu klären gibt und weil die Verunsicherung auf beiden Seiten groß ist. Bei einer Potenzstörung bedeutet das zum Beispiel, dass die Partnerin schon bei der Auswahl der Hilfsmöglichkeiten involviert wird. Wenn der Mann eine Hilfsmöglichkeit wählen würde, die sie innerlich ablehnt, weil sie z.B. Angst hat, dass die Medikamente ihrem Partner schaden oder weil sie die Prozedur als abstoßend empfindet, dann kann daraus sicher kein beglückendes Erlebnis entstehen.
Gerade bei unklaren Ursachen der Erektionsstörung ist es auch wichtig, nicht vorschnell nur die Symptome zu kurieren. Alles hat seinen Grund, und es ist weise, auf die Sprache des Körpers zu hören. Das gemeinsame Nachdenken über die Bedeutung einer Erektionsstörung kann wichtige Erkenntnisse über anstehende Veränderungen im Leben und in der Partnerschaft liefern.
In vielen Beziehungen haben die Partner Schwierigkeiten, miteinander über ihre Sexualität zu reden. Nun entsteht eine Situation, in der man über bestimmte Themen nicht reden kann, nicht von heute auf morgen. Sie hat meist eine lange Geschichte und kann daher auch nicht einfach geändert werden. Um hier eine Änderung einzuleiten, könnten die Partner beispielsweise beschließen, gemeinsam ein Buch über Partnerschaft zu lesen und sich darüber auszutauschen. Die Bücher von John Gray und Michael Lukas Moeller erscheinen uns dazu bestens geeignet. Besonders empfehlen möchten wir Ihnen:
- John Gray:
Mars, Venus & Eros – Männer lieben anders, Frauen auch
Mosaik bei Goldmann, 16126 - Michael Lukas Moeller:
Die Wahrheit beginnt zu zweit – Das Paar im Gespräch
rororo Sachbuch 9153
Vielleicht fallen Ihnen auch einige unkonventionelle Möglichkeiten ein, um ins Gespräch zu kommen. Vielleicht ein Comic mit einer Mitteilung malen oder eine Kurzgeschichte lesen. Zum letzten Punkt haben wir ein traurig schönes Beispiel: Die Kurzgeschichte Wochenende.
Es gibt natürlich eine große Palette weiterer Möglichkeiten, die Kommunikation zu beleben: Das Gespräch mit anderen Betroffenen und der Austausch darüber, Teilnahme an Partnerseminaren, Eheberatung, Paartherapie.
Eine Potenzstörung kann auch der Beginn einer intensiveren Partnerschaft sein. Beispiele dafür finden sich unter den Erlebnisberichten.