Yohim­bin

Yohim­bin ist ein alt­be­kann­tes Mit­tel zur Behand­lung von Potenz­stö­run­gen. Es wird aus der Rin­de des in Zen­tral­afri­ka (Kame­run) vor­kom­men­den Yohim­be-Baums gewon­nen. Bis zur Zulas­sung von Via­gra® war Yohim­bin das am häu­figs­ten ver­schrie­be­ne Medi­ka­ment gegen Erek­ti­ons­stö­run­gen. Es wird auch heu­te noch bei haupt­säch­lich psy­chisch beding­ter und leich­ter, orga­nisch ver­ur­sach­ter erek­ti­ler Dys­funk­ti­on angewandt.

Han­dels­na­men

Yocon-Glen­wood® ist ein Pro­dukt der Fir­ma Glen­wood, und Yohim­bin “Spie­gel”® ist ein Pro­dukt der Fir­ma DESMA. Der Wirk­stoff in den Medi­ka­men­ten heißt Yohim­bin-Hydro­chlo­rid, kurz Yohim­bin-HCl. Die Prä­pa­ra­te wer­den in der Dosie­rung von 5mg Yohim­bin-Hydro­chlo­rid pro Tablet­te angeboten.

Anwen­dung

Im Gegen­satz zu den PDE5-Hem­mern (Cia­lis®, Levi­tra®, Spe­dra®, Via­gra®) wird Yohim­bin regel­mä­ßig ein­ge­nom­men. Dabei wer­den meist drei­mal 10 mg pro Tag emp­foh­len. Eine Ver­bes­se­rung der Erek­ti­ons­fä­hig­keit tritt übli­cher­wei­se erst nach 14 Tagen ein. Die The­ra­pie soll­te min­des­tens 6 Wochen lang durch­ge­führt wer­den, aller­dings erscheint ein The­ra­pie­wech­sel sinn­voll, wenn nach 4 Wochen kei­ner­lei Ver­bes­se­rung ein­ge­tre­ten ist.

Alter­na­tiv zur regel­mä­ßi­gen Ein­nah­me emp­feh­len man­che Ärz­te eine Ein­nah­me von 2 bis 3 Tablet­ten etwa eine Stun­de vor dem Koitus.

Uner­wünsch­te Nebenwirkungen

  • Neu­ro­lo­gi­sche Sym­pto­me: Angst, Unru­he, gestei­ger­ter Bewe­gungs­drang, Ner­vo­si­tät, Schlafstörungen
  • Magen-Darm­pro­ble­me: Übel­keit, Erbre­chen, Durchfall
  • Herz-Kreis­lauf­pro­ble­me: Blut­druck­sen­kung, Blut­druck­erhö­hung, Herz­ra­sen (Tachy­kar­die), Herzrhythmusstörung

Was spricht gegen eine Anwen­dung (Kon­tra­in­di­ka­tio­nen)?

Indi­ka­tio­nen, die den Ein­satz von Yohim­bin strikt aus­schlie­ßen, gibt es nicht. In fol­gen­den Fäl­len ist aber Vor­sicht geboten:

  • Gleich­zei­ti­ge Ein­nah­me von tri­zy­kli­schen Anti­de­pres­si­va. Die Wir­kung der Anti­de­pres­si­va wird mög­li­cher­wei­se verstärkt.
  • Bei Blut­hoch­druck­pa­ti­en­ten lässt sich der Effekt von Yohim­bin nicht vor­aus­sa­gen. Eine Yohim­bin-The­ra­pie erfor­dert des­halb eine regel­mä­ßi­ge Über­wa­chung des Blutdrucks.
  • Gleich­zei­ti­ge Ein­nah­me von Clo­ni­din, ein Wirk­stoff, der haupt­säch­lich in Blut­hoch­druck-Medi­ka­men­ten ein­ge­setzt wird. Yohim­bin und Clo­ni­din heben sich in ihrer Wir­kung gegen­sei­tig auf.

Bei mas­si­ven orga­ni­schen Ursa­chen der Erek­ti­ons­stö­rung ist der Ein­satz von Yohim­bin nicht sinnvoll.

Wir­kungs­wei­se

Yohim­bin ist ein Alpha-2-Rezep­to­ren­blo­cker mit sowohl zen­tra­ler Wir­kung auf Regio­nen des Zen­tral­ner­ven­sys­tems und auf das auto­no­me Ner­ven­sys­tem sowie peri­phe­rer Wir­kung auf das Penis­ge­we­be bzw. die glat­ten Gefäß­mus­kel­zel­len der Schwellkörper.

Kos­ten­über­nah­me durch Krankenkassen

Mit dem Inkraft­tre­ten des Geset­zes zur Moder­ni­sie­rung der Gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV) (wie die Gesund­heits­re­form offi­zi­ell heißt) am 1. Janu­ar 2004 ändert sich die Rechts­la­ge für Ver­si­cher­te der gesetz­li­chen Kran­ken­kas­sen. Arz­nei­mit­tel, die über­wie­gend zur Behand­lung der erek­ti­len Dys­funk­ti­on die­nen, wer­den danach nicht mehr von der GKV gezahlt.

Wei­te­re Informationen

Yohim­bin ist auch Bestand­teil von vie­len nicht rezept­pflich­ti­gen Mit­teln, die in Apo­the­ken, Dro­ge­rien oder Sex-Shops erhält­lich sind. Aller­dings ist dabei die Dosie­rung sehr gering. Kli­ni­sche Stu­di­en über die Wirk­sam­keit die­ser Mit­tel exis­tie­ren in der Regel nicht.

Bei der Erstel­lung die­ser Sei­te haben wir uns auf fol­gen­de medi­zi­ni­sche Fach­li­te­ra­tur gestützt:

  • E. Ernst, M.H. Pittler:
    Yohim­bi­ne for erec­ti­le dys­func­tion: A sys­te­ma­tic review and meta-ana­ly­sis of ran­do­mi­zed cli­ni­cal trials
    The Jour­nal of Uro­lo­gy, Vol. 159, Febru­ary 1998, Sei­te 433–436
  • H. Porst:
    Manu­al der Impo­tenz, Erektions‑, Eja­ku­la­ti­ons- und Hor­mon­stö­run­gen, Penis­er­kran­kun­gen, weib­li­che Sexualstörungen
    Uni-Med-Ver­lag Bre­men 2000, ISBN 3–89599-455–3
  • T. Schnei­der, H. Sper­ling, H. Rübben:
    Apo­mor­phin und Yohim­bin als zen­tra­le Sub­stan­zen zur The­ra­pie der erek­ti­len Dysfunktion
    Sexuo­lo­gie, Band 10 (2003), No. 1, Sei­te 27–32
  • C.G. Stief, U. Hart­mann, M.C. Truss, U. Jonas:
    Zeit­ge­mä­ße The­ra­pie der erek­ti­len Dysfunktion
    2. aktua­li­sier­te und ergänz­te Auf­la­ge, Sprin­ger-Ver­lag Ber­lin Hei­del­berg New York 2002, ISBN 3–540-42443–1

Ein geschicht­li­cher Rück­blick ist in fol­gen­dem Auf­satz zu finden: