Die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Erektion ist ein komplexer Vorgang, bei dem viele Einzelvorgänge nahtlos zusammenwirken müssen. Um die vielen Möglichkeiten zu erkennen, die eine befriedigende Erektion verhindern können, muss man sich einmal klarmachen, wie eine Erektion entsteht (eine detaillierte Beschreibung der Vorgänge bei einer Erektion ist in unserer Seite “Wie entsteht eine Erektion?” enthalten):
- Sinnliche Reize werden im Gehirn aufgenommen und bewertet.
- Vom Gehirn werden Nervenimpulse über das autonome Nervensystem (Parasympathikus) an den Penis gesendet.
- An den Nervenenden werden Neurotransmitter freigesetzt, die über eine komplexe biochemische Reaktionskette eine Erschlaffung der glatten (nicht willkürlich beeinflussbaren) Schwellkörpermuskulatur bewirken.
- Durch das Erschlaffen der Schwellkörpermuskulatur werden die Hohlräume in den Schwellkörpern (corpora cavernosa) größer und Blut strömt ein.
- Das einströmende Blut bewirkt eine Vergrößerung (Tumeszenz) des Penis. Da die Schwellkörper von einer festen Haut (Tunica albuginea) umgeben sind, werden durch die Ausdehnung der Schwellkörper die Venen komprimiert. Damit wird der Blutabfluss stark gedrosselt.
- Die vollständige Versteifung (Rigidität) wird durch eine Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur (Mm. ischiocavernosi) erreicht. Dabei entstehen in den Schwellkörpern Blutdruckwerte, die größer als 400 mm Hg sein können.
Dieser Ablauf kann an vielen Stellen gestört sein. Dafür können körperliche (organische, physische) und seelische (psychische) Ursachen verantwortlich sein. Generell geht man heute davon aus, dass Erektionsstörungen meist multifaktoriell bedingt sind, also mehr als eine Ursache haben. Besonders eine klare Unterscheidung, ob Erektionsprobleme entweder organisch oder psychisch bedingt sind, ist in vielen Fällen nicht möglich. Oft liegen organische und psychische Ursachen vor (Levine 2003).
Da in unserer Gesellschaft Männlichkeit mit Potenz gleichgesetzt wird, führen auch ursprünglich rein organisch verursachte Erektionsstörungen fast immer zu psychischen Problemen (Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls, Versagensangst, Vermeidung von sexuellen Aktivitäten, Depressionen), die ihrerseits die Erektionsstörung verstärken und aufrecht erhalten können. Da Angst und Stress eine Erektion verhindern können, führt besonders die Versagensangst schnell in einen Teufelskreis, aus dem manche Männer ohne Hilfe keinen Ausweg finden: Angst und intensive Selbstbeobachtung verhindern eine ausreichende Erektion, und das Erleben dieses “Versagens” erhöht die Angst.
Eine angemessene Behandlung der erektilen Dysfunktion sollte daher auch bei erkennbaren organischen Ursachen die psychischen Probleme nicht aus dem Blick verlieren und gegebenenfalls parallel behandeln.
Auf den folgenden Seiten gehen wir detailliert auf organische und psychische Ursachen der erektilen Dysfunktion ein. Als dritten Punkt beschreiben wir Erektionsstörungen als Nebenwirkung von Medikamenten. Dieses Thema gehört zwar eigentlich zu den organischen Gründen. Da es aber ein sehr komplexes Thema ist und sehr häufig auftritt, behandeln wir diesen Punkt hier separat. Lesen Sie weiter:
- Organische Ursachen von Erektionsstörungen
- Psychische Ursachen von Erektionsstörungen
- Medikamente als Ursache von Sexualstörungen
- Medikamente als Ursache von Erektionsstörungen
(Artikel von uns, der in mehreren Zeitschriften veröffentlicht wurde)
Literatur
- Levine, Stephen B (2003):
Erectile dysfunction: why drug therapy isn’t always enough.
Cleveland Clinic Journal of Medicine, Volume 70, Number 3, Pages 241–246.
Diese Seite wurde von Nicht-Medizinern erstellt. Die Autoren haben dazu sorgfältige Recherchen durchgeführt. Die Informationen auf dieser Seite sollen Ihnen bei der Vorbereitung eines Arztbesuchs helfen und das Gespräch mit dem Arzt erleichtern. Sie können keinesfalls das Gespräch mit dem Arzt ersetzen!