Viele Männer sind sehr betroffen, wenn ihnen der Arzt sagt, dass ihre Potenzstörung psychisch bedingt ist. “Psychisch bedingt”, das hört sich so an, als sei “Mann” nicht “normal”, und wer will schon unnormal sein? Es lohnt sich daher, zunächst einmal zu klären, was dieser Begriff wirklich bedeutet.
Normalerweise setzt unser Gehirn sexuelle Reize (z.B. den Anblick einer begehrten Person, Berührungen, Worte, Phantasien) in Nervensignale um, die dann eine Erektion auslösen. Natürlich passiert das nicht automatisch, unser Gehirn prüft auch, ob eine Erektion in der entsprechenden Situation “erlaubt” und erwünscht ist. Da z.B. am FKK-Strand eine Erektion verpönt ist, wird dort auch der Anblick einer sehr attraktiven Frau (meistens ) keine Erektion auslösen. Bei einer psychisch bedingten (psychogenen) erektilen Dysfunktion führt die Bewertung der sexuellen Reize nicht zu den gewünschten Nervensignalen.
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum die Bewertung der sexuellen Reize nicht zu dem gewünschten Ergebnis führt. Die wichtigsten Gründe dafür sind:
- Partnerschaftsprobleme
- Mangel an Nähe und Kontakt, nicht genügend Zeit füreinander, keine gemeinsamen Aktivitäten
- Fehlende oder unzureichende Kommunikation über die eigenen Gefühle, Wünsche, Bedürfnisse, Erwartungen und Interessen
- negative Kommunikation (an dem Partner herumnörgeln, schimpfen)
- Unterschiedlicher Heirats- oder Kinderwunsch
- Probleme durch Krankheit eines Partners
- Unzufriedenheit mit der Aufgabenverteilung
- Routine, Langeweile und festgefahrene Rituale überwiegen
- Zuneigung füreinander lässt nach
- Eifersucht, außereheliche Beziehungen/Nebenbeziehungen
- Stress, Angst um den Arbeitsplatz, Mobbing, finanzielle Probleme
- Versagensängste, unrealistische Erwartungen, sexuelle Unerfahrenheit, Schwierigkeiten am Anfang einer neuen Beziehung
- Depressionen
- Traumatische sexuelle Erfahrungen
- Ungeklärte sexuelle Orientierung
Lange Zeit hat man psychische Ursachen als ein Sammelbecken für alles gesehen, was eben nicht organisch bedingt ist. Hier hat ein Umdenken eingesetzt. Man geht heute davon aus, dass eine erektile Dysfunktion in der Regel multifaktoriell bedingt ist, also mehrere Ursachen hat. Dies bedeutet insbesondere, dass auch eine ursprünglich rein organisch bedingte Erektionsstörung psychische Probleme hervorrufen kann, die ihrerseits die Erektionsstörung verstärken und aufrecht erhalten können. Das kann man am Beispiel der Versagensangst gut nachempfinden. Ein- oder mehrmaliges “Versagen” führt dazu, dass der betreffende Mann bei der nächsten Gelegenheit Angst vor einem neuerlichen Versagen hat. Angst und intensive Selbstbeobachtung wirken sich aber negativ auf die Erektionsfähigkeit aus. Schon befindet “Mann” sich in einem Teufelskreis: die Versagensangst verhindert eine ausreichende Erektion und dieses Erlebnis hat eine noch größere Angst beim nächsten Mal zur Folge.
Bei einer organisch bedingten ED können oft die eigentlichen Ursachen nicht beseitigt werden. Im Gegensatz dazu bestehen bei einer psychisch bedingten ED gute Chancen, die Ursachen selbst wirksam zu bekämpfen. Auch deshalb ist die Angst vor einer psychogenen Erektionsstörung unbegründet.
Diese Seite wurde von Nicht-Medizinern erstellt. Die Autoren haben dazu sorgfältige Recherchen durchgeführt. Die Informationen auf dieser Seite sollen Ihnen bei der Vorbereitung eines Arztbesuchs helfen und das Gespräch mit dem Arzt erleichtern. Sie können keinesfalls das Gespräch mit einem Arzt, einem Sexualberater oder einem Psychotherapeuten ersetzen!