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Sexualität im Alter
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Lange Zeit galt Sex im Alter als unschicklich. Heute würde wohl kaum noch jemand diese Meinung öffentlich vertreten. Trotzdem wirkt diese Einstellung noch unterschwellig weiter. Viele ältere Paare verzichten nach wie vor auf Sexualität. Dagegen ist natürlich nichts zu sagen, wenn Sex für beide Partner kein Bedürfnis mehr ist. Aber auch im Alter kann Sexualität die intensivste und befriedigendste Möglichkeit sein, Nähe und Zuneigung auszudrücken. Allerdings ist es wichtig, dass man die körperlichen Veränderungen, die die Sexualität beeinflussen, kennt, akzeptiert und in seinem Verhalten berücksichtigt. Die folgenden Abschnitte beschreiben Veränderungen, die bei Männern ab ungefähr 50 Jahren und bei Frauen nach den Wechseljahren auftreten können.
Veränderungen beim Mann
- Um eine ausreichende Erektion zu erhalten, ist eine längere und teilweise auch intensivere Stimulierung erforderlich.
- Die Erektion ist schwächer als in jüngeren Jahren.
- Die Zeit bis zum Erreichen des Orgasmus verlängert sich.
- Die Menge der Samenflüssigkeit nimmt ab, der Samenerguss erfolgt oft nur noch tröpfelnd.
- Der Penis erschlafft nach dem Orgasmus schneller. Die Zeit bis eine neue Erektion möglich ist (Refraktärzeit, Refraktärphase, Refraktärperiode) wird deutlich länger und kann viele Stunden bis Tage dauern.
- Die nächtlichen und morgendlichen Erektionen werden seltener und schwächer.
Veränderungen bei der Frau
- Die Durchblutung der Scheidenwände wird schwächer. Dadurch wird die Scheide bei sexueller Erregung nicht mehr so feucht. Das kann zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen.
- Die Scheidenwände werden dünner und weniger elastisch. Dadurch wirken die Stöße beim Geschlechtsverkehr stärker auf die Blase. Dies kann zu Harninkontinenz, Harndrang und zu einem Nachtröpfeln beim Wasserlassen nach einem Geschlechtsverkehr führen.
- Die Brustvergrößerung bei sexueller Erregung wird weniger, die Aufrichtung der Brustwarzen kann ausbleiben.
- Die Empfindlichkeit der Brust lässt nach. Küssen und Streicheln der Brust wird weniger lustvoll empfunden.
- Die Reaktion auf sexuelle Reize wird langsamer und schwächer.
Gegen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr hilft oft eine rezeptfreie Gleitcreme aus der Apotheke (z.B. KY-Femilind®). Kommt es trotz der Verwendung einer Gleitcreme zu Schmerzen, so kann eventuell eine verschreibungspflichtige östrogenhaltige Gleitcreme eine bessere Elastizität der Scheide bewirken.
Veränderungen durch Krankheiten
Im Alter wird der Körper anfälliger für Krankheiten. Viele dieser Krankheiten verursachen auch sexuelle Funktionsstörungen. Dazu kommt, dass sich manche Medikamente negativ auf die Sexualität auswirken. Beides ist kein Grund, auf Sexualität zu verzichten. Es existieren wirkungsvolle Hilfsmöglichkeiten. Reden Sie mit Ihrem Arzt über das Problem!
Konsequenzen
Die normalen altersbedingten körperlichen Veränderungen bei Mann und Frau müssen nicht automatisch zu einem Verzicht auf sexuelle Aktivitäten führen. Im Gegenteil: Sexualmediziner sind sich darüber einig, dass regelmäßige sexuelle Aktivitäten sehr wirkungsvoll diese Veränderungen verlangsamen. Die altersbedingten Veränderungen müssen auch nicht zu einer wenig befriedigenden Sexualität führen. Einige Veränderungen sind ja auch kein Nachteil. So kann die beim Mann verlängerte Zeit bis zum Orgasmus ein für beide Partner befriedigenderes Erlebnis bewirken. Voraussetzung ist allerdings, dass die Partner über die auftretenden Schwierigkeiten reden können und so zu einem ihrer Situation angepassten Umgang mit der Sexualität finden.
Literatur
- K.M. Beier, H.A.G. Bosinski, K. Loewit:
Sexualmedizin - Grundlagen und Praxis
2. Auflage - Urban & Fischer, 2005; ISBN 3-437-22850-1
S. 117: "Altersbedingte Veränderungen der Sexualfunktion von Frauen"
S. 119: "Altersbedingte Veränderungen der Sexualfunktion von Männern" - E.M. Fahrner, G. Kockott:
Sexualtherapie - Ein Manual zur Behandlung sexueller Funktionsstörungen bei Männern
Hogrefe-Verlag, 2003; ISBN 3-8017-1456-X
S. 24: "1.5.3.2 Die Sexualität im höheren Lebensalter" - Beate Schultz-Zehden:
Wie wandelt sich Sexualität im Alter?
Das Sexualleben älterer Frauen - ein tabuisiertes Thema
fundiert - Das Wissenschaftsmagazin der Freien Universität Berlin, Ausgabe 1/2004